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Nur stehen?
 

Stehen ist viel mehr als nur das reine Stehen per se. Es bedeutet Aktivität, Mobilität und vor allem Möglichkeiten. Möglichkeiten mit uns und mit der Umwelt agieren zu können. Auch in der Therapie von Neurologischen Patienten ist das Stehen essentiell und sollte regelmäßig mit Klienten durchgeführt werden, auch wenn diese noch nicht alleine aus eigener Kraft selbstständig Stehen können. Eine gute Unterstützung bietet hier ein Stehtrainer. Diverse Hersteller haben viele Modelle und Varianten von Geräten im Angebot um Therapeuten und Patienten zu unterstützen. Diese reichen von einfacheren Stehtrainern über Modelle mit elektronischer Aufstehhilfe bis hin zu dynamischen und Software gestützten Balancetrainer. Das ermöglicht uns, unsere Klienten ins Stehen zu begleiten und dort aktiv und effektiv zu behandeln. Ein Stehständer / -Trainer führt nicht nur zur Kreislaufaktivierung und zur Steigerung der Stoffwechselaktivität, sondern wirkt sich auch auf den Muskeltonus, Rumpfaktivität und das Körperlageempfinden aus.  

Hier werden einige Beispiele aus einer Behandlungseinheit aufgeführt und diverse Übungen aufgezeigt. Ein Stehtrainer kann für Patienten mit z.B.: Apoplex oder ICB, Multiple Sklerose oder Querschnitt gut genutzt werden. Ein weiterer Vorteil für Betroffene ist, dass ein solcher Stehtrainer Ärztlich verordnet werden kann.

Ziel ist hier die Steigerung der aktiven Rumpfstabilität und Aufrichtung im Stand sowie das koordinierte Bewegen der Arme.

Die erste Übung besteht darin den gelben Ball über den Holztisch in einer geraden Linie nach vorne und zurück zu führen. Vorweg kann eine adäquate Scapula Kontrolle sowie der Scapulohumeralen Rhythmus eingeübt werden, bzw. in diesem Setting aktiv trainiert werden.
(Unterstützend kann ein Spiegel vor dem Klienten platziert oder eine gerade Linie mit Klebeband auf dem Tisch geklebt werden um die Orientierung zu erleichtern)

Auch ohne Therapiematerialien können für Klienten Übungen durch die reine Armbewegung schon ausreichend sein.


Alternative Übungsausführungen in diesem Setting wären:


  • Anheben eines großen Balls auf verschiedene Höhen
  • Ball wird ersetzt durch einen Luftballon oder einen anderen Gegenstand (ADL Orientiert z.B.: Kleiderbügel, Putzlappen mit Wischbewegungen, Pullover an und wieder ausziehen etc.)
  • Um den koordinativen Anspruch zu erhöhen werden rechts im Bild zwei kleine Bälle benutzt. Diese werden erst gleichzeitig, dann versetzt zueinander nach vorne und zurückbewegt.
  • Alternativ können auch hier wieder diverse Ziele mit Klebeband markiert werden, auf denen der Ball abgelegt werden muss.
  • Höhenvariationen können durch Aufbauten mit einer Kiste oder eine Sprossenwand erreicht werden


Ist bei einem Klienten aktuell die Verbesserung der Motorik in der oberen Extremität im Fokus der Therapie können z.B.: auch die zwei kleinen Bälle aufeinander platziert werden und der Klient wird aufgefordert diese nach vorne / hinten, links / rechts oder schräg über das Holzbrett zu bewegen;




Weitere Ideen für das ADL Training in einem Standtrainer wären z.B.: Schuhe binden, Tasse einschenken, Trinkflasche öffnen/schließen, Umgang mit Besteck, Feinmotorik Training mit einem Steckbaum, Handling mit verschiedenen Gegenständen, Softwaregestützte Übungen auf einem Tablet oder einer Konsole über einen Beamer uvm.
Auch kann hier Krafttraining für die obere Extremität durchgeführt werden mit einem Terraband (Befestigt an einer Sprossenwand), Hanteln, Gewichtsball etc.

Autor: Andreas Schedl-NEKU. - 03.06.2021
Übungsbeispiele für Betroffene mit Pusher-Symptomatik
Teil 1 - im Sitzen


Das sog. „Pusher-Syndrom“ bezeichnet das pathologische Drücken von Betroffenen auf die mehr betroffene / paretische Körperseite. Durch eine externe passive Korrektur wird das Drücken verstärkt und der/die Patient*in setzt den Therapierenden massiven Widerstand entgegen.

Die Pathologie entsteht durch eine fehlerhafte Wahrnehmung der eigenen Körperorientierung im Raum, eine subjektive Veränderung der Posturalen Vertikale. Die Betroffenen empfinden sich als aufrecht im Raum, obwohl ihr Körper zur paretischen Raumseite geneigt ist. Es sollte u.a. das Ziel in der Therapie sein, eine Verbesserung der Körper-Raum-Orientierung des Betroffenen zu erreichen.

Dabei kann es zu Beginn hilfreich sein, den Patient*innen viele Orientierungshilfen und Möglichkeiten der Absicherung zu geben. Wie auch ein ruhiges Umfeld schaffen und Reize dosieren. Während der Behandlung werden wir immer wieder die Aufmerksamkeit des/der Patienten*in einfordern müssen, gepaart mit klaren Aufträgen und klaren Strukturen.

Die hier gezeigten Beispiele zeigen jeweils Übungsbeispiele in verschiedenen Ausgangstellungen. Vom Sitz mit Lagerungsmaterial, über den Freien Sitz bis zum angelehnten und Freien Stand lassen sich viele verschiedene Übungen für den jeweiligen Stand des/der Patienten*in anpassen und durchführen.

Ein äußerst wichtiger Aspekt der Therapie besteht darin, Angst und Schmerzen zu vermeiden, da diese das Drücken deutlich verstärken können.


Beginnend im Sitz

Hier kann sich der/die Patient*in entweder nach links an einen weiteren Therapierenden anlehnen oder wie hier im Bsp. an entsprechendes Lagerungsmaterial.
So erfährt der/die Patient*in eine Begrenzung auf die paretische Seite und nach hinten. Um eine Begrenzung nach vorne zu bekommen, kann sich der/die Therapierende direkt vor den Patient*innen setzen oder es kann z.B. ein Stuhl oder ein Therapietisch platziert werden.

 

Aus dieser ASTE können nun zu Beginn einfachere Bewegungsaufträge mit der rechten Seite (hier im Bsp. nicht-paretischen Seite) durchgeführt werden, so dass „Pushen“ nicht mehr zu spüren ist bevor wir an der paretischen Seite weitermachen. Wir behandeln erst die nicht-paretische Seite. Eine asymmetrische Haltung könnte hier helfen wegen eines evtl vorhandenen Extinktions-Phänomen.

Ideen hierzu wären z.B.:
  • Kurzzeitiges Ablösen der rechten Hand von der Unterlage durch z.B. Klopfen eines Taktes mit der Hand oder Fingerklopfen
  • Platzieren eines Stuhls oder Tisches vor den Patient*innen mit dem Bewegungsauftrag die rechte Hand auf die Lehne zu legen und wieder weg zu nehmen
  • Hin und Her reichen eines Gegenstandes
  • Miteinbeziehen der paretischen Körperseite mit passiven oder assistiven Führen der Hand am Körper, zur Körpermitte und darüber hinaus
  • Reichbewegungen in diversen Höhen und beginnender Rotation des Oberkörpers mit Orientierung nach links
  • Materialien wie: Luftballon, Bälle, Ringe, Bänder etc. lassen sich hier gut einbauen.
  • Je nach Verfügbarkeit, lassen sich hier auch Aufgaben mit einem Steckbaum vor dem Patient*innen aufbauen und durchführen.

Als weiterführender Schritt kann, bevor die Höhe der Behandlungsbank verändert wird, die Polsterung um den Patient*innen herum verändert werden. Hier im Beispiel wurde die Polsterung links entfernt und durch eine kleine Handtuchrolle am linken Oberschenkel ersetzt. So ist noch eine kleine Begrenzung spürbar und es wird vermehrt Rumpfkontrolle des/der Patienten*in gefordert.


(Der Tisch wurde aufgrund der Fotoaufnahme zur Seite geschoben,
um einen besseren Gesamteindruck zu bekommen.
Die ideale Platzierung wäre direkt vor dem Patient*innen)

Einsatz eines Therapietisches (Höhenverstellbar, auf Rollen) mit variablen Handhaltungen
  • Möglichkeit für Stift – Papier – Aufgaben mit der nichtparetischen Seite
  • Abfahren der Tischkante mit der Hand, einem Ball oder Ähnlichem
  • Verstärkung der Rotation nach links über verbale Aufgabenstellungen nach links zu greifen oder einen Gegenstand dorthin zu bewegen
  • Je nach Aktivitätsgrad können hier auch passive/assistive Bewegungen mit der paretischen oberen Extremität begonnen werden. Führen der Hand auf dem eigenen Körper (Knie, Oberschenkel, Bauch etc.), Exploration der Raumhälfte, Rotation des Oberkörpers usw.


Kleiner Hinweis zwischendurch: Beginnt der/die Patient*in während den Übungen mit der Hand oder dem Bein zu drücken, ist es hilfreich einen gezielten Bewegungsauftrag für die Finger und/oder die Zehen zu geben.

Die nächste Steigerung wäre das stetige Abbauen von Lagerungsmaterial bis hin zum freien Sitz. Im folgenden Beispiel wurde nun ein Spiegel verwendet. Hier ist es wichtig, dass der/die Patient*in weiß und versteht, dass das Spiegelbild ihn/sie spiegelt.
Auf dem Sternum, sowie auf dem Spiegel wurde jeweils eine Markierung angebracht, welche der/die Patient*in nun deckungsgleich übereinanderlegen muss.



Möchte ein Spiegel von der Wahrnehmungsverarbeitung noch nicht funktionieren, können auch auf einer Wand visuelle Orientierungspunkte anhand von geraden Linien den eigenen Körper durch mithilfe der Richtreaktionen versucht werden diese gerade zuhalten/zubringen.

Mit entsprechender Platzierung des Spiegels im Raum kann auch hier eine vermehrte Rotation eingefordert werden. Als Steigerung lassen sich hier Abstand zum Spiegel und Höhe der Bank variieren. Sind mehrere Spiegel vorhanden, können auch verschiedene „Stationen“ eingebaut werden.

Der Weg in den Stand kann für viele nochmal eine deutlichere Herausforderung darstellen. Im zweiten Teil werden Übungen und Varianten gezeigt, wie man den Stand Stück für Stück aufbauen und gemeinsam mit dem Patient*innen erreichen kann.

Autoren: Andreas Schedl, Jacques van der Meer -NEKU - 14.06.2021
Morbus Parkinson

Pathophysiologie und Behandlungsmöglichkeiten verstehen


..... Mit 75 Prozent tritt das idiopatische Parkinsonsyndrom am häufigsten von den Parkinsonsyndromen auf. Zum Verständnis der Symptomentstehung und des Verhaltens
der Patienten ist die Kenntnis der pathologischen Vorgänge wichtig. Dies dient auch dem Verständnis für das pharmakologische Vorgehen der Therapie. Die physiotherapeutische Behandlung wiederum variiert zwischen den On- und Off-Phasen der Medikation..........

*Publiziert: Zeitschrift für Physiotherapie 2021-05
Chorea Huntington

Bewegung macht Spaß ...


..... Karsten hat Chorea Huntington und nahm an der internationalen PACE-HD-Studie teil, in der Effekte von verschiedener körperlicher Aktivität untersucht wurden. In einem kurzen Erfahrungsbericht im Huntington-Kurier motivierte er anschließend andere Leser zur regelmäßigen Bewegung. Seit er in der Studie Unterstützung zur körperlichen Aktivität erhalten habe, laufe er wieder und habe weniger körperliche Beschwerden. Sein Fazit lautet: „Bewegung macht Spaß“.........

*Publiziert: Zeitschrift für Physiotherapie 2021-04
Alzheimer, nicht alle Plaques sind gleich schädlich

Einige Amyloid-Ablagerungen im Gehirn könnten den Zelltod sogar bremsen Amyloid-Plaques
Amyloid-Plaques (orange) sind ein Schlüsselmerkmal von Alzheimer in Gehirn. Doch nicht alle diese Ablagerungen sind gleich schädlich.

Überraschender Fund, bei den für Alzheimer typischen Protein-Ablagerungen im Gehirn gibt es offenbar entscheidende Unterschiede, wie nun eine Studie enthüllt. Demnach sind die diffusen Ansammlungen des Amyloid-Beta-Proteins für Gehirnzellen tödlicher als Plaques mit dichtem, kompaktem Kern. Denn diese entstehen, wenn das hirneigene „Aufräum-Kommando“ die diffusen Ablagerungen gleichsam zusammenkehrt und so weniger schädlich macht.

Autorin:
Nadja Podbrega
Weblink: https://www.scinexx.de/news/medizin/alzheimer-nicht-alle-plaques-sind-gleich-schaedlich/
Progrediente Multiple Sklerose, von Hochkonzentriertem Biotin ist laut einer neuen Phase-III Studie dringend abzuraten.


Eine positive Wirkung der oralen Einnahme von hochkonzentriertem Biotin (300mg/d), auch Vitamin-B7 genannt, bei progredienten Formen der MS wurde in den vergangenen Jahren wiederholt berichtet. Hintergrund ist vor allem die theoretische Überlegung, dass hochkonzentriertes Biotin den Stoffwechsel von Gliazellen beeinflussen kann.

Diese Gliazellen umgeben die Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark und haben eine wichtige Funktion bei der Signalübertragung. Durch Biotin soll die Regeneration der Gliazellen im Gehirn gefördert werden. In ersten kleinen klinischen Studien ab 2015 wurden MS-Patienten mit Biotin behandelt. Hier zeigten sich zunächst vielversprechende Ergebnisse, was dazu führte, dass es insbesondere in Frankreich zu einem regelrechten Hype um Biotin kam. In der Fachwelt wurde dies jedoch immer mit Vorsicht betrachtet, da die Studien methodische Schwächen und nur kleine Fallzahlen aufwiesen. Trotzdem nehmen aktuell weltweit mehrere tausend MS-Patienten auf eigene Kosten Biotin regelmäßig ein, ohne dass die Wirksamkeit in großen Studien bewiesen wurde.

Aus diesem Grund wurde eine internationale multizentrische sowie methodisch sehr gute kontrollierte Phase-III-Studie durchgeführt („SPI2-Studie“). Die Ergebnisse wurden in der renommierten Fachzeitschrift The Lancet Neurology veröffentlicht. Diese Studie teilte 642 Patienten (297 Männer und 345 Frauen) mit primär oder sekundär progredienter MS zufällig („randomisiert“) in zwei Gruppen. Die Studienteilnehmer erhielten entweder hochkonzentriertes Biotin (326 Patienten) oder ein Placebo-Präparat (316 Patienten). Das Besondere an der SPI2-Studie ist, dass sie ausgesprochen innovative Outcomeparameter, also Ergebnisparameter, untersucht hat. Es wurden nicht nur der klinische Krankheitsverlauf, sondern auch MRT-Aufnahmen nach aktuellsten Leitlinien und der moderne Krankheitsaktivitätsmarker Neurofilament im Blutserum ausgewertet. Darüber hinaus berücksichtigte die Studie nicht nur, ob die MS unter Biotin langsamer verläuft, sondern ob es sogar zu einer messbaren Verbesserung der Erkrankung kommt (primärer Endpunkt). Das ist für Studien der progredienten MS ein moderner Ansatz, der auch in zukünftigen Studien weiterverfolgt werden sollte.

Kein Vorteil für MS-Erkrankte

Trotz des sehr guten Studiendesigns der SPI2-Studie ließ sich im Vergleich zur Placebo-Gruppe kein Vorteil nachweisen für MS-Patienten, die mit Biotin behandelt wurden. Zwar zeigte sich bei 39 der mit Biotin behandelten Patienten (12 Prozent) eine Besserung der Erkrankung. Verglichen dazu trat jedoch auch bei 29 (9 Prozent) der mit einem Placebo behandelten Patienten eine Besserung ein. Dieser Unterschied war statistisch nicht signifikant, also zufällig. Der primäre Endpunkt wurde damit nicht erreicht. Hochkonzentriertes Biotin hat in der SPI2-Studie keine direkten Nebenwirkungen auf den Stoffwechsel gezeigt, allerdings wurden unter der Einnahme von Biotin Laborwerte aus der Gruppe der Schilddrüsenwerte fehlerhaft gemessen. Das führte auch in der SPI2-Studie zu unnötigen und potentiell gefährlichen Schilddrüsenoperationen. Dies ist aus anderen vorhergehenden Studien bereits bekannt. Es gibt zudem Berichte, dass die Einnahme von hochkonzentriertem Biotin in Einzelfällen mit schweren Muskelerkrankungen vergesellschaftet ist.

Zusammenfassend hat die SPI2-Studie gezeigt, dass die Einnahme von oralem hochkonzentriertem Biotin für Patienten mit Multipler Sklerose keine Wirkung hat. Von der häufig praktizierten Selbst-Therapie mit Biotin-Präparaten oder nicht wissenschaftlich geprüften Nahrungsergänzungsmitteln ohne ärztliche Rücksprache raten wir daher weiterhin dringend ab.

Autoren:
Dr. med. Jeremias Motte und Prof. Dr. med. Ralf Gold, Vorsitzender des Ärztlichen Beirats der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Bundesverband e.V.
Klinik für Neurologie, Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum, St. Josef-Hospital
Quelle: Dr. med. Jeremias Motte - 03.11.2020
Redaktion: DMSG-Bundesverband - 03.11.2020
Weblink: https://www.dmsg.de/multiple-sklerose-news/ms-therapien/progrediente-multiple-sklerose-von-hochkonzentriertem-biotin-ist-laut-einer-neuen-phase-iii-studie/
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